Durch die Prärie Kanadas

Während der Fahrt durch die beiden Provinzen Manitoba und Saskatchewan wurde unser Gefühl für Weite neu definiert: gerade Strassen bis zum Horizont, schnurgerade aneinandergereihte Telefonmasten, die sich in der endlosen Weite verlieren, und immer wieder Getreidefelder und vor allem schöne, gelb blühende Rapsfelder. Die unzähligen Landmaschinenverkäufer, welche es fast in jeder grösseren Siedlung gibt, erinnern daran, dass wir in der Kornkammer Kanadas unterwegs sind. Bei der ausgestellten Menge an Geräten wird man den Eindruck nicht los, dass hier Mähdrescher gleich im Doppel- oder Triopack gekauft werden.

Die Kanadier haben uns immer wieder vorgewarnt, wir sollten für die lange und öde Fahrt durch die Prärie ja genug Musik dabei haben, um wenigstens etwas Unterhaltung zu haben. Doch langweilig wurde es uns nie. Die Weite strahlt eine grosse Ruhe aus. Der Blick zum Horizont vermittelt ein Gefühl von Freiheit und Unendlichkeit. Es ist nicht schwer sich vorzustellen, wie einst Indianer auf ihren Pferden durch die endlose Prärie galoppiert sind.

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100 Tage in Kanada

Unglaublich wie die Zeit vergeht. Mittlerweile sind wir schon 100 Tage in Kanada unterwegs und unser Durst nach Erlebnissen ist immer noch gross. Wir haben bereits einige grosse und kleine Abenteuer erlebt. Ja, wir sind des Reisens noch nicht müde und haben uns gut in Kanada eingelebt. Wir wissen mittlerweile recht gut, wo wir was besorgen müssen, wenn wir was brauchen. Wir fühlen uns in Kanada fast schon ein wenig heimisch. Über die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Kanadier haben wir ja bereits früher geschrieben. Ganz generell empfinden wir das Reisen in Kanada sehr entspannt. Auch haben wir uns bis jetzt überall – auch in den Grossstädten – sehr sicher gefühlt. Für Nervenkitzel sorgten bis anhin nur die Schwarzbären, die wir dann aber doch nie zu Fuss oder per Bike zu Gesicht bekamen. Unsere Bärenglocken scheinen also ganz gut zu funktionieren.

Mit dem Leben im Wohnmobil mit wenig Platz kommen wir gut zurecht. Trotz der Beschränktheit und Einfachheit haben wir alles, was wir brauchen. Manchmal sind wir abends schon ziemlich geschafft, ob all der Eindrücke und fallen k.o. ins Bett. Das Wohnmobil als Fixpunkt schafft uns jedoch die Basis, immer wieder zu Bekanntem und Vertrautem zurückkehren zu können.

Auch die Kinder haben sich an das Unterwegssein gewöhnt. Fabio kennt schon fast gar nichts anderes mehr, denn er hat nun mehr Zeit seines Lebens in Kanada wie in der Schweiz verbracht und mehr Nächte im Wohnmobil geschlafen wie sonstwo. Livio hat in den ersten Wochen immer wieder gefragt, wann wir wieder zu Orten zurückkehren werden, wo es ihm speziell gut gefallen hat. Mittlerweile hat er jedoch realisiert, dass wir nicht zurückkehren und immer weiter ziehen. Er hat aber auch die Gewissheit erlangt, dass wir immer wieder von Neuem schöne Orte antreffen, wo wir tolle Dinge machen können.

Unser Wohnmobil mit dem Thurgauer Nummernschild zieht immer wieder neugierige Blicke auf sich. Oft halten Autofahrer neben unserem Fahrzeug und suchen das Gespräch mit uns. Viele Kanadier können fast nicht glauben, dass wir unser eigenes Fahrzeug rübergeschifft haben und damit nun durch Kanada reisen. Wir spüren in den Gesprächen viel Begeisterung und Zuspruch für unseren Traum, welchen wir hier verwirklichen. Auch für die Kanadier scheint dies nicht gerade alltäglich zu sein.

Wir haben in der Zwischenzeit einen guten Reiserhythmus gefunden. Wir halten uns eher wenig in den Städten auf und sind dafür mehr auf dem Land resp. in der Natur. Dies entspricht uns mehr und wir haben den Eindruck, dort mehr von Kanada zu erleben. Nebst den Sehenswürdigkeiten, die wir besuchen möchten, steuern wir immer Orte an, wo es tolle Mountain Bike Trails hat. Mittlerweile ist mit Ausnahme von Fabio die ganze Familie per Bike auf irgendwelchen kanadischen Singletrails unterwegs – wenn auch nie gleichzeitig. Das gibt uns einen guten Mix aus dem Besuch von Sehenswürdigkeiten und der Möglichkeit, selbst aktiv sein zu können. Zudem geben uns die aktiven „Pausen“ immer wieder Zeit zum Verarbeiten. Ausserdem wäre es viel zu schade, all die tollen Trails einfach unbefahren links liegen zu lassen.

So als Fazit nach 100 Tagen könnte man sagen: es ist nach wie vor wie ein Traum und einfach nur grossartig, hier in Kanada so als Familie unterwegs sein zu dürfen. Wir geniessen jeden Tag und freuen uns schon auf die nächsten 100 Tage.

Ontario liegt hinter uns

Nach rund 1630km auf dem Highway 17 durch Ontarios Nordwesten haben wir diese Provinz hinter uns gelassen. In diese sehr dünn besiedelte Gegend verirren sich kaum Touristen, auch in unseren Reiseführern ist diese Gegend äusserst dünn beschrieben. Handyempfang gibt’s über Hunderte von Kilometern keinen. Ausser einem steten Rauf und Runter durch Wälder und Seen gibt es eigentlich nichts zu sehen. Und doch hat uns dieser Abschnitt wirklich sehr gut gefallen. Die Fahrt war nie langweilig, da es immer wieder sehr schöne Ausblicke zu bestaunen gab wie z.B. auf den Lake Superior, den grössten Süsswassersee der Erde. Aber auch die unzähligen anderen Seen zogen uns in ihren Bann und einsame Sandstrände luden zum erfrischenden Bad.

Fast eineinhalb Monate haben wir in Ontario, der zweitgrössten Provinz Kanadas, verbracht. Mittlerweile haben wir die Provinz Manitoba erreicht. Auf den ersten Hundert Kilometern in Richtung Winnipeg, der Hauptstadt von Manitoba, bot sich uns in etwa das gleiche Bild wie in Ontario. Doch dann änderte sich das Landschaftsbild schlagartig. Wir hatten die Prärie erreicht: topfeben, unendliche Felder und Wiesen bis zum Horizont und ab und zu eine Siedlung. Irgendwie hat uns dies fast ein wenig an die Schweiz erinnert, nur ist hier alles XXL und die Hügel fehlen natürlich (von Bergen wollen wir schon gar nicht sprechen).

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Endlose Wälder entlang des Highways 17

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Fabio geniesst die Abendstimmung an einem der unzähligen Seen

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Vollmond über dem Lake Superior