Canmore – besser geht’s fast nicht mehr

Nach vielen Tagen durch die endlose Prärie und einem kurzen Zwischenstopp in Calgary zogen wir bald weiter Richtung Westen. Kaum waren wir richtig aus Calgary raus, begann es, wie aus Kübeln zu regnen, sodass wir auf der Autobahn das Tempo deutlich reduzieren mussten. Nachdem wir eine Weile später eine Hügelkuppe überquert hatten, standen sie plötzlich am Horizont vor uns: die Rocky Mountains. Die schwarzen Regenwolken verzogen sich bald und gaben den Blick vollends frei auf die majestätischen Berge. Wow! Zum ersten Mal sahen wir Berge seit wir in Kanada unterwegs sind und was für welche!

Unser erster Halt nach Calgary galt dem Städtchen Canmore. Dieser Ort – nicht zu gross und nicht zu klein – liegt schön gelegen in einem weiten Tal umringt von Bergen. Mittendurch fliesst der türkisfarbene Bow River. In diesem Ort wurden anno 1988 im Canmore Nordic Centre anlässlich der olympischen Winterspiele die nordischen Skiwettbewerbe ausgetragen. Die riesige Anlage wurde seither kontinuierlich ausgebaut und ist für jedermann frei zugänglich und nutzbar. Im Winter muss dies ein absolutes Paradies für Langläufer und Biathleten sein. Kein Wunder ist das Zentrum auch Trainingsstützpunkt der kanadischen Langlauf- und Biathlonnationalmannschaften und viele Spitzenathleten haben deshalb ihren Wohnsitz in Canmore. Die Biathlonanlage wird auch im Sommer genutzt, es steht dazu nebst der Schiessanlage extra ein geteerter Rundkurs für das Sommer-Rollskitraining zur Verfügung.

Das Beste kommt aber noch. Im Sommer warten in der Gegend unzählige, markierte Mountain Bike Trails nur darauf, entdeckt zu werden. Darum erstaunt es auch nicht, dass auf diesen Trails schon Weltcuprennen gefahren wurden. Von all den Bikegebieten, welche wir im Verlauf der letzten Wochen abgeklappert haben, ist dies bis jetzt das beste. Ein kanadischer Biker versuchte unsere Euphorie ein wenig zu bremsen indem er gesagt hat „wartet, bis ihr die Trails in B.C. (British Columbia) gesehen habt“. Die Messlatte ist auf jeden Fall hoch, wir sind gespannt, ob dies noch zu toppen ist.

Rückblickend kann man sicher sagen, dass die olympischen Spiele einen unglaublichen Schub für Canmore bedeuteten. Canmore ist Top im Schuss und die super Sportmöglichkeiten werden durch die Locals – egal ob alt oder jung – auch ausgiebig genutzt. Irgendwie wird man den Eindruck nicht los, als würde jeder Einwohner mindestens ein Paar Laufschuhe, ein Mountain Bike, Roll- und Langlaufskis besitzen.

Bären hat hat es natürlich auch. Nebst den Schwarzbären gibt es hier jetzt auch Grizzlybären. Ein wenig leer geschluckt, haben wir schon, als wir dies hörten. Die Neugier war aber doch grösser. Mit Bärenglocke am Bike und Bärenspray im Trikot ging’s sodann los auf die Singletrails. Die Trails sind teilweise so anspruchsvoll, dass man die Existenz der Bären zeitweilig glatt vergisst.

Uns allen gefiel es so gut in Canmore, dass wir eine ganze Woche dort blieben. Am liebsten wären wir noch länger dort geblieben. Dies ist der erste Ort in Kanada, wo wir alle einstimmig fanden, hier wär’s auch perfekt zum leben. Mit ein wenig Wehmut sind wir nur ungern in Richtung Banff Nationalpark weitergezogen.

image

Das Wahrzeichen von Canmore: die Three Sisters

image

Bereit zum Aufbruch beim Canmore Nordic Centre

image

Livio auf dem Pump Track

image

Auf den Spuren der Dinosaurier in den Badlands von Alberta

Auf den ersten paar Hundert Kilometern in Alberta erwartete uns daselbe wie zuvor in den Provinzen Manitoba und Saskatchewan: endlose Prärie. Statt durch Rapsfelder wurde die Landschaft jedoch nun mehrheitlich durch Grasfelder dominiert. Hie und da unterbrachen Ölförderpumpen das ansonsten sehr harmonisch wirkende, topfebene Landschaftsbild.

image

Endlose Prärie auch in Alberta

image

Fast schlagartig änderte sich die Szenerie als wir die Badlands von Alberta erreichten. Das absolute Highlight bildete der Dinosaur Provincial Park, welcher auch zum Unesco Welterbe zählt. Der Park tauchte plötzlich aus dem Nichts auf, denn die Schlucht, in der er liegt, fällt ohne Vorwarnung von der grasbewachsenen Ebene in die Tiefe ab. In dieser ausgetrockneten Traumlandschaft ragen zahllose Hoodoos (ziemlich bizarre, erodierte, pilzartige Sandsteinsäulen) und bunte Felsformationen auf. Der Park begeistert jedoch nicht nur durch die ungewohnte Landschaft. Zwar herrscht heute nichts als Hitze und Dürre, doch vor 75 Mio. Jahren streiften dort Dinosaurier durch eine tropische Umgebung. Paläontologen haben in diesem Park seit rund Hundert Jahren unzählige Skelette ausgegraben, welche trotz der vielen Jahre immer noch in einem herausragenden Zustand sind.

image

image

image

Am eindrücklichsten sieht man die gefundenen Dinosaurierskelette im Royal Tyrrell Museum in Drumheller ausgestellt. Dieses Museum ist erwiesenermassen eine riesige Touristenattraktion, es ist jedoch zugleich auch ein Forschungszentrum. Das Museum ist wirklich gut gemacht und unbedingt sehenswert. Etwas kitschig wirken dafür die überall in Drumheller aufgestellten Dinosaurierattrappen, welche an beinahe jeder Strassenkreuzung stehen.

image

image

image

image

Fabio ist halbjährig

Fabio, unser jüngster Sonnenschein, ist heute 6 Monate alt. Für uns ist dies ein Tag zum Feiern. Unser kleiner Kanadier gedeiht prächtig und geniesst jetzt täglich seinen Rüeblibrei. Seht doch gleich selbst.

image

Fabio isst zum ersten Mal (Rüebli-)Brei

image

image

image

image

image

Wir feiern Fabios halben Geburtstag