Dawson City

Dawson City, nur 240km südlich vom Polarkreis gelegen, erlangte vor etwas mehr wie Hundert Jahren grosse Bekanntheit, als im August 1896 am Klondike River Gold gefunden wurde. Als im Sommer 1897 die ersten Schiffe die Westküste der USA mit der Nachricht von Goldfunden am Klondike erreichten, machten sich Tausende von Abenteurern auf in den hohen Norden. Doch der Weg dorthin war äusserst beschwerlich und die meisten waren schlecht vorbereitet. Viele kamen unterwegs ums Leben. Als diese Horden 1898 schliesslich in Dawson City eintrafen, überquoll die kleine Siedlung an der Mündung des Klondike Rivers in den Yukon regelrecht. Innert Kürze wurde Dawson City wegen des Goldes zur grössten Stadt im kanadischen Westen. Viele Abenteurer mussten enttäuscht feststellen, dass die ertragreichsten Schürfgebiete bereits alle abgesteckt und vergeben waren. Der Grossteil der Goldsucher traf also mindestens ein Jahr zu spät in Dawson City ein. Viele kehrten wieder um. Dennoch blieben geschätzte 30’000 Goldsucher. Nicht alle verdienten ihr Geld mit dem Suchen von Gold. Innert Kürze entstanden in Dawson City Saloons, Theater, Tanzschuppen, Luxushotels und billige Absteigen.

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Um 1899 war der grösste Spuk schon wieder vorbei und viele verliessen die Stadt wieder. Bald darauf wurde mit gigantischen, bis zu 8 Stockwerken hohen, schwimmenden Schaufelbaggern kommerziell nach Gold geschürft. Während rund 200 Tagen pro Jahr haben diese Monstermaschinen 24h am Tag nach Gold gebaggert, gesiebt und gewaschen. Der Lärm dieser Ungetüme war noch fast 20km entfernt zu hören. Eine dieser längst stillgelegten Maschinen konnten wir besichtigen, was wirklich sehr eindrücklich war.

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Gigantischer Schaufelbagger

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Noch heute fühlt man sich in Dawson City ein wenig wie in der Vergangenheit. Mit Ausnahme der Front Street sind alle Strassen ungeteert. Viele Gebäude sehen so aus, als hätten sie all die Jahre unverändert überstanden. Einige sind ein wenig schief, weil sie teilweise im Permafrostboden ein wenig eingesunken sind. Die Gehsteige sind erhöhte Bohlenwege, welche hauptsächlich eingerichtet wurden, damit die Fussgänger nach Regenfällen oder der Schneeschmelze nicht knietief im Schlamm oder Matsch versinken. Das Leben im abgelegenen Dawson City ist noch heute alles andere wie einfach. Der nächste nennenswerte Ort (Whitehorse) ist sechs Autostunden durch die Wildnis entfernt. Während im Sommer die Sonne nur kurz am Himmel verschwindet und die Tage deshalb lang sind, muss man sich im Winter teilweise mit weniger wie 5 Stunden Tageslicht (ohne Sonne!) begnügen. Selbst wir hätten in der 2. Hälfte August noch problemlos um 23 Uhr draussen ein Buch lesen können. Dass es für uns schwieriger war, unsere Kinder ins Bett zu kriegen, versteht sich so von selbst.

Spätestens ab Mitte September, wenn die letzten Touristen aus Dawson City verschwunden sind, schliessen alle Hotels und Restaurants in Dawson City. Der harte Kern von rund permanenten 1500 Einwohnern ist dann für die nächsten 8 bis 9 Monate wieder unter sich. Wie uns gesagt wurde, zeichnen sich die Bwwohner durch einen grossen Durchhaltewillen und ein ausgeprägtes Zusammengehörigkeitsgefühl aus. Die Winter im hohen Norden sind lang und kalt. Im Winter 2012/13 war es an mehr wie 50 Tagen unter minus 45 Grad. Die ganz Hartgesottenen leben ausserhalb von Dawson City auf der anderen Seite des Yukons ohne fliessendes Wasser und Strom. Im Sommer gelangt man mittels einer Fähre über den Yukon, im Winter kann der zugefrorene Fluss über eine dicke Eisschicht sogar mit dem Auto überquert werden. Während je rund eines Monates im Herbst und Frühling kann der Yukon jedoch gar nicht überquert werden, weil die Eisschicht noch zuwenig gefroren resp. wieder am Auftauen ist. Für diese Zeit heisst es Vorräte und Wasser bunkern und ausharren.

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Fähre über den Yukon

Wie uns gesagt wurde, zieht dieses Leben anscheinend auch viele Schweizer an, welche einmal zu Besuch in Dawson City waren, dem rauhen Charme des Städtchens erlegen sind und dann später dort sesshaft wurden.

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Modernes Haus in Dawson

Alaska Highway

Unsere Erwartungen haben sich mehr wie nur erfüllt. Der Alaska Highway führt durch einsame aber traumhafte Landschaften. Auf den ersten 500km ist er zwar mehr eine Schneise durch ein riesiges Waldgebiet, doch danach wird er zu einer Traumstrasse: Berge, weite Täler, Wälder, Bergseen. Wow! Man kann sich fast nicht sattsehen. Mittlerweile sind wir in Whitehorse, der Hauptstadt des Yukon Territoriums, angelangt und haben schon mehr wie 1’400km auf dem Alaska Highway zurückgelegt. Trotz der Strecke wird die Landschaft nicht langweilig. Je weiter wir kommen, desto mehr lichtet sich der Verkehr. Es kann schon mal vorkommen, dass wir 5-10min kein anderes Auto mehr sehen.

Was uns am meisten überrascht, ist das Wetter. Wir haben prächtiges Sommerwetter mit 27-30 Grad, nachts kühlt es auf rund 10 Grad hinunter, was sehr angenehm zum Schlafen ist. Dass es tagsüber so warm ist, haben wir hier oben nicht erwartet.

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Auch die Tierwelt vermag zu begeistern. Direkt am Strassenrand konnten wir eine Schwarzbärenfamilie beobachten. Aber auch die Bisonherde, welche wir entlang des Highways trafen, war sehr eindrücklich.

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Schwarzbärenfamilie

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Bisonherde

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Watson Lake ist ein wichtiger Versorgungsstop auf dem Alaska Highway. Mit seinen 1500 Einwohnern ist dies immerhin der drittgrösste Ort im Yukon Territorium. Die grösste Sehenswürdigkeit ist der Signpost Forest. Während des Baus des Alaska Highways hatte ein amerikanischer Soldat vor lauter Heimweh dort einen Pfosten eingeschlagen und ein Schild seines Wohnortes daran angenagelt. Damit hat er etwas angestossen, was er heute wohl selbst nicht für möglich hielte. Mittlerweile ist ein ganzer Schilderwald entstanden. Über 75’000 Schilder hängen nun dort, und auch ein paar aus der Schweiz.

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Signpost Forest in Watson Lake

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Wer die Einsamkeit liebt, ist im Yukon Territorium am richtigen Ort. Nur gerade 35’000 Einwohner leben auf einer Fläche von mehr wie 10x so gross wie der Schweiz. 27’000 Einwohner davon leben alleine in der Hauptstadt Whitehorse. Telefone und ev. Internet gibt es nur alle paar Hundert Kilometer und Handys funktionieren nur in Whitehorse.

Ab in den Norden

In Dawson Creek beginnt der 2237 Kilometer oder 1390 Meilen lange Alaska Highway. Von Dawson Creek, im Norden von British Columbia, führt die Strasse bis nach Delta Junction in Alaska. Der Milepost 0 in Dawson Creek markiert den Start dieser Strasse. Selbst mit den heutigen Maschinen erscheint es fast unglaublich, dass es 1942 in nur rund 9 Monaten möglich war, diesen Highway zu erstellen.

Ursprünglich hatte die kanadische Regierung wenig Interesse am Bau dieser Strasse, von der nur ein paar tausend Einwohner im Yukon profitieren würden. Nachdem japanischen Angriff auf Pearl Harbour während des zweiten Weltkrieges befürchteten die USA eine Invasion Japans in Alaska. Auf Druck der Vereinigten Staaten liess sich Kanada umstimmen und gab seine Zustimmung zum Bau der Strasse nach Alaska, jedoch unter der Voraussetzung, dass die USA sämtliche Kosten übernehmen und den kanadischen Anteil nach Beendigung des Krieges an die kanadische Regierung übergeben würden. Was für ein Deal! So stampften in einem Gewaltsakt 30’000 amerikanische Soldaten und kanadische Zivilisten unter teils widrigsten Umständen 1942 in lediglich 9 Monaten diesen Highway aus dem Boden. Der Nachschubweg nach Alaska war damit geschaffen.

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Der berühmte Milepost 0, welcher den Anfang des Alaska Highway markiert

Heute ist der Alaska Highway die Lebensader für Alaska und den kanadischen Nordwesten. Via Trucks werden Nahrungsmittel, Treibstoff und vieles mehr in den hohen Norden gekarrt, damit der Norden leben kann. Auch für den Tourismus in dieser Region ist der Alaska Highway ein Segen.

So stehen wir nun ein wenig ehrfürchtig am Anfang dieser berühmten Strasse beim Milepost 0 und freuen uns auf die bevorstehende Fahrt in den Norden. Wir erhoffen uns, viele Tiere und schöne Landschaften zu sehen. Doch der Sommer im Norden ist kurz und der Winter kommt früh. Wie weit wir deshalb wirklich in Richtung Alaska kommen, nehmen wir vorzu. Mehr dazu bestimmt ein anderes Mal in diesem Blog.