Salt Lake City

Zwei eindrückliche Tage und Nächte haben wir auf der Antelope Island verbracht. Diese Insel ist die grösste im grossen Salzsee, welcher vor den Toren von Salt Lake City liegt. Über einen rund 10km langen, künstlichen Damm ist die Insel mit dem Festland verbunden. Der Salzgehalt des Salzsees ist derart hoch, dass keine Fische darin leben können. Die schlichte Kargheit dieser Insel hat uns sehr gefallen. Auf der Insel lebt zudem eine grosse Bisonherde, deren Tiere sich frei auf der Insel bewegen können. Ursprünglich wurden 1893 zwölf Tiere auf die Insel gebracht. Daraus ist in der Zwischenzeit eine stattliche Herde von rund 500-700 Tieren entstanden. Jeden Herbst werden die Tiere zusammengetrieben und auf ihre Gesundheit überprüft. Im Nachgang werden die überschüssigen Tiere verkauft, welche die natürliche Kapazität der Insel überfordern würden.

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Während unseres Aufenthaltes haben wir die Insel zu Fuss oder per Bike erkundet. Rogers Biketour dauerte allerdings nur knappe 20 Minuten. Danach stand er mit einem doppelten Platten am Strassenrand und wartete dort bereits wieder auf das Wohnmobil. Obwohl die Trails explizit auch zum Biken sind, wurde er nicht vorgewarnt, dass diese mit überaus vielen Dornen bedeckt sind. Die Dornen waren derart zahlreich und hart, dass diese die beiden Reifen innert Kürze 100-fach durchstachen. So etwas haben wir bis jetzt noch nie gesehen. Dumm gelaufen, äähhh gefahren!

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Was der Vatikan für die Katholiken ist, ist Salt Lake City für die Mormonen. Fast alles in dieser Stadt hat auf irgendeine Art und Weise mit den Mormonen zu tun. Mittelpunkt der Stadt bildet der prächtige Temple Square. Freiwillige „Sisters“ oder „Elders“ beantworten breitwillig Fragen und bieten Führungen durch das Gelände an. So liessen wir uns durch eine freundliche Schweizer Mormonin aus Zürich die verschiedenen Gebäude zeigen und unsere vielen Fragen beantworten. Am meisten geblieben ist uns der unglaublich prunkvoll ausgestattete Tempel, welcher während einer Bauzeit von rund 40 Jahren erbaut wurde.

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Noch mehr in den Bann gezogen hat uns die Family History Library, in welcher die Mormonen genealogische Aufzeichnungen aus der ganzen Welt sammeln, katalogisieren und für jedermann frei zugänglich machen. Über 3.5 Milliarden Dokumente stehen aktuell zur Verfügung. Dies ist die grösste genealogische Datensammlung der ganzen Welt. Basierend auf diesem Fundus von z.T. uralten Dokumenten kann jedermann versuchen, seine Vorfahren zu suchen. Auch wir wollten uns dies nicht entgehen lassen und versuchten, möglichst viel über unsere Vorfahren herauszufinden. Man muss jedoch nicht extra nach Salt Lake City gehen, um auf diese Dokumente zugreifen zu können. Via Internet unter www.familysearch.org kann jedermann frei auf den ganzen Dokumentenschatz von zuhause aus zugreifen. Hilfreiche Tutorials und Anleitungen helfen dabei, den Einstieg zu finden. Uns hat’s auf jeden Fall gepackt.

Halloween

Kürbisorange ist unverkennbar die Farbe der Stunde oder besser sogar der letzten Wochen in Nordamerika. In der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November ist Halloween. Viele Kinder (aber auch Erwachsene) fiebern seit Wochen auf diesen Tag hin. Kostüme werden genäht und die Vorgärten werden dekoriert. So verwandeln sich in dieser Zeit viele amerikanische und kanadische Wohnquartiere in regelrechte Gruselkabinette. Es wimmelt nur so von Gräbern, Spinnenweben, Totenköpfen, Gebeinen und schaurigen Geistern. Und überall hat es ausgehöhlte und beleuchtete Kürbisse, in welche möglichst furchteinflössende Fratzen geschnitzt wurden.

Auch die Geschäfte haben ihre helle Freude an Halloween und fördern den Umsatz mit üppigen Dekorationen und allerlei Halloween-Aktionen. Das Ausmass erinnert stark an das Weihnachtsgeschäft. Kürbisse werden in allen Grössen verkauft. Extra für Halloween werden zudem überall die diversen Süssigkeiten in übergrossen, orangen XXL-Packs angeboten.

Der Höhepunkt für die Kinder ist unbestritten das Ziehen von Tür zu Tür. In kleinen Gruppen pilgern sie verkleidet als Geister, Skelete, Hexen, Zauberer oder Kobolde von Tür zu Tür durch die Nachbarschaft und fordern gegen „Trick or Treat“ (in Deutsch etwa „Streich oder Süsses“) Süssigkeiten ein. Zeigen sich die Hausbesitzer nicht spendierwillig, droht ihnen allerlei Schabernack. Kein Wunder also, dass sich die meisten Hausbesitzer im Vorfeld nicht ungern mit grossen Mengen an Süssigkeiten eindecken.

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Livio wurde richtiggehend durch die anderen Kinder angestachelt, sodass er sein Glück als Gespenst auch einmal versuchen wollte. Als „Opfer“ suchte er sich ein Wohnmobil aus, welches bei uns in der Nähe stand. So waren wir gefordert, ein Kostüm zu kreieren. Mittels eines Fixleintuches aus unserem Wohnmobil verkleideten wir Livio kurzerhand als Geist und übten mit ihm die Aussprache von „Trick or Treat“. Bald darauf nahm er seinen ganzen Mut zusammen und klopfte an das auserwählte Wohnmobil. Sein Mut wurde belohnt, ein älterer, freundlicher Mann stieg aus dem Wohnmobil und überreichte ihm gerne eine Handvoll Süssigkeiten.

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Livio als improvisiertes Halloween-Gespenst

Allmählich wird der Halloween-Brauch auch in Europa „importiert“. Interessant anzumerken ist dabei die Tatsache, dass Halloween seinen Ursprung eigentlich als keltischen Brauch in Irland hat und von irischen Einwanderern nach Nordamerika mitgebracht wurde. Während der letzten rund Hundert Jahre wurde der Brauch erfolgreich amerikanisiert und kommerzialisiert und versucht nun auf diese Weise, wieder seinen Weg nach Kontinentaleuropa zu finden.

Herbst im Okanagan Valley

Viele Kanadier sagen, die Provinz British Columbia (kurz BC) seid die schönste in Kanada und das Okanagan Valley der schönste Teil von BC. Da unsere Tage in Kanada langsam gezählt sind und wir bald südwärts in die USA weiterziehen werden, haben wir uns mit der Wahl dieses Landstriches das Beste für den Schluss aufgespart.

Nach den vielen Regentagen im Grossraum Vancouver, welche typisch für diese Jahreszeit sind, wollten wir unbedingt wieder mehr Sonnenschein geniessen. Wir wurden nicht enttäuscht. Das rund 180km lange Okanagan Valley ist die Sonnenstube Kanadas. Die Landschaft ist merklich trockener, ganz im Süden fast schon ausgedörrt. Dank des trockenen Klimas gibt es Dutzende Weingüter und unzählige Obstplantagen … und auch ein paar gute Bikegebiete. Uns gefiel es so gut, dass wir fast zwei Wochen in diesem schönen Tal verbrachten. Vor allem die Gegend um Penticton und Naramata hatte es uns besonders angetan.

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Das Okanagan Valley ist DIE Weingegend von Kanada

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Fischreiher auf der Jagd

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Livio im Kinderturnen

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Auch Fabio gefällt's im Kinderturnen

Doch der Herbst schreitet unaufhaltsam voran, die Tage und die Nächte werden deutlich kühler. Die Bäume leuchten in den typischen, warmen Herbstfarben. Vereinzelt macht sich Nebel breit und die Bergspitzen sind bereits schneebedeckt. Der Winter steht unmittelbar vor der Türe.

Wir sind nun wieder die einzigen Touristen, was aber durchaus seine Vorteile haben kann. Die allermeisten Campingplätze und sonstigen touristischen Einrichtungen sind wieder geschlossen. Dies erinnert uns fast schon ein wenig an die ersten 1-2 Monate nach unserer Ankunft in Kanada. Wir geniessen jetzt noch die letzten Tage in Kanada, bevor wir – wie die Zugvögel – in Richtung Süden aufbrechen.