Zeitumstellung eimal anders

Am letzten Sonntag wurde uns wieder einmal richtig bewusst, dass wir als reisende Familie so entschleunigt und entkoppelt vom Alltagsleben schon ein wenig ein besonderes Leben führen.

Dabei fing alles so ruhig und friedlich an. Es war früh am Sonntagmorgen. Während Livio und Fabio noch schliefen, assen Karin und ich gerade in aller Ruhe unser Frühstück. In rund 2 Stunden würde der Startschuss zu meinem Mountain Bike Rennen fallen. Ich war perfekt auf Kurs und hatte genügend Zeit, mich in Ruhe darauf vorzubereiten. Da wir die Nacht vor dem Wettkampf bereits mit dem Wohnmobil auf dem Rennplatz übernachtet hatten, konnten wir während des Frühstücks draussen zuschauen, wie die Kids bereits ihre Rennrunden fuhren. Die sind aber früh dran, dachte ich nur so für mich. Später erläuterte der Speaker ein Streckenbriefing und danach wurde die amerikanische Nationalhymne gespielt. Mit der Zeit hatte es immer weniger andere Fahrer und Betreuer in der Nähe unseres Wohnmobils. Dafür schien die Stimmung im Startgelände immer grösser zu werden. In regelmässigen Abständen erfolgte ein Kategorienstart nach dem anderen. Die Anzeichen mehrten sich immer mehr, dass etwas nicht stimmen konnte. Schliesslich kam ich auf die Idee, beim Ambulanzfahrzeug, welches gerade in der Nähe von uns parkte, nach der Uhrzeit zu fragen. Und siehe da: in der vergangenen Nacht wurde auf Sommerzeit umgestellt und die Uhren eine Stunde nach vorne gedreht. Blöd nur, dass wir dies nicht mitbekommen haben. Schnell realisierte ich auch, dass mein Start nun in 7 Minuten statt in 67 Minuten war. So musste auf einmal alles ganz schnell gehen. Zum Einfahren blieb keine Zeit mehr. Fertig umziehen, Trinkflaschen richten, Startnummer montieren, Reifendruck kontrollieren, etc. Dank der Hilfe von Karin schaffte ich es gerade mal 2 Minuten vor meinem Kategorienstart an die Startlinie. Wow, das wäre beinahe schief gegangen.

Zum Glück hatte ich am Vorabend die Strecke bereits besichtigt. So wusste ich, dass die ganze Runde ein einziger schmaler Singletrail war. Auf den ganzen 7.3km war es lediglich an 2-3 Stellen möglich zu überholen. Für mich war deshalb klar: ein richtiger Kaltstart musste her. Vollgas in den Singletrail war meine Devise. Zu meinem Erstaunen schaffte ich es tatsächlich als Dritter auf den Trail. Dafür fing bald danach das Leiden an – mein Körper befand sich wohl richtiggehend in einem Schockzustand. Ist ja eigentlich auch kein Wunder. Mit der Zeit ging’s jedoch immer besser. Sehr motivierend war die Strecke. Der erste Teil war sehr flach und schnell mit vielen Kurven, während die zweite Streckenhälfte ein stetiges Auf und Ab mit zahlreichen zum Teil sehr technischen Elementen war. In der zweiten Runde hatte ich noch einen Sturz, der aber glücklicherweise glimpflich ausging. Schliesslich reichte es mir zum 6. Rang in meiner Kategorie, womit ich ganz zufrieden bin.

Wow, was für ein Auftakt in die Sommerzeit!

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Kennedy Space Center

Obwohl wir ja bereits das Johnson Space Center in Houston besucht und dort viel Interessantes über die Weltraumfahrt gesehen und erfahren hatten, wollten wir unbedingt auch das Kennedy Space Center bei Cape Canaveral in Florida besuchen. Gewisse Teile der Austellung waren nahezu identisch im Vergleich zu dem Gesehenen in Houston. Es gab aber auch Neues zu sehen, das den Besuch absolut rechtfertigte. Zwei Sachen sind uns besonders in Erinnerung geblieben.

Zum einen war dies der ausrangierte Space Shuttle Atlantis, für welchen extra eine grosse Ausstellungshalle gebaut wurde. Um es genau zu nehmen, wurde die Halle rund um den Space Shuttle herum gebaut. Darin wird die ausgediente Raumfähre mit offenen Ladeluken ausgestellt und kann aus nächster Nähe begutachtet werden. Bis etwa auf die Distanz von einem Meter kommt der Besucher so an den Space Shuttle heran und erfährt viel Interessantes aus nächster Nähe.

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Hitzeschild auf der Unterseite des Space Shuttles

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Livio in einem nachgebauten Space Shuttle Cockpit

Nebst dem Space Shuttle Atlantis gab es in dieser Halle auch vieles zum Leben in der internationalen Forschungsstation ISS und zum Hubble-Teleskop zu sehen. Rückblickend war allein schon diese Ausstellungshalle den Besuch wert.

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Eine der Schlafkojen in der ISS – soviel Privatsphäre muss reichen

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Weltraumtoilette der ISS

Zum anderen haben uns die wirklich riesige Montagehalle und die Abschussrampen für die Apollo- und Space Shuttle-Missionen sehr beeindruckt. Die beiden Orte liegen rund fünf Kilometer auseinander. Nach abgeschlossener Montage werden die Raketen auf einem monströsen Raupenfahrzeug auf einem breiten Kiesweg zu einer der Rampen gefahren. Diese Kiesstrecke ist so breit, dass darin bequem eine zweispurige Autobahn (beide Richtungen) von der Breite her drin Platz hätte. Die ganze Fahrt dauert mehrere Stunden, mit maximal 1 bis 1.5 km/h wird die heikle Fracht an ihr Ziel gebracht. Leider hat es an jenem Tag so stark geregnet (auch das gibt es in Florida – wenn auch nur selten), dass es nicht möglich war, auch nur ein halbwegs vernünftiges Bild zu schiessen.

Wie schon in Houston ging die Zeit viel zu schnell vorbei. Wir hatten gar nicht genügend Zeit, alles anzusehen. Das Kennedy Space Center bei Cape Canaveral ist aus unserer Sicht auf jeden Fall einen Besuch wert.

der "Rocket Garden"

der „Rocket Garden“

Livio vor den Triebwerken der 110m langen Saturn V-Rakete, welche die Astronauten zum Mond brachte

Livio vor den Triebwerken der 110m langen Saturn V-Rakete, welche die Astronauten zum Mond brachte

Coconut Cup in Miami

Ich freue mich sehr, dass es nun doch noch geklappt hat, denn ich wollte unbedingt in Nordamerika an einem Mountain Bike Rennen teilnehmen. Am letzten Sonntag war es nun soweit. Pünktlich um 09:30 stand ich am Start des 6. Laufes des Coconut Cups, einem Cross Country-Wettkampf vor den Toren von Miami. Dabei hätte ich noch fast den Start verpasst. Das Einfahren resp. das Abfahren der Strecke gestaltete sich derart lange (Abkürzen wollte ich nicht, sonst hätte ich es erst recht nicht mehr rechtzeitig aus dem Trail Labyrinth geschafft), dass ich nur ein paar wenige Minuten vor dem Start wieder im Startgelände eintraf. Die Zeit reichte gerade noch, um einen neuen Bidon beim Wohnmobil abzuholen und mich bei Karin und den beiden Jungs zu verabschieden, und schon ging’s los.

In meiner Kategorie waren drei Runden à rund 8km zu fahren. Die Rennstrecke fand in einem Bike Park statt, welcher sich auf einer Halbinsel vor Miami befand. Die Skyline von Miami und der Atlantik bildeten die Kulisse für diesen Wettkampf. Da die Strecke jedoch aus einer Aneinanderreihung von technischen Singletrail-Abschnitten bestand, blieb keine Zeit, das tolle Panorama zu geniessen. Das Überholen war während der ganzen Runde lediglich an drei oder vier Stellen für kurze Zeit möglich. Dies waren auch die Stellen, wo es überhaupt möglich war, einen Schluck aus dem Bidon zu trinken.

Die Runde würde ich als sehr repräsentativ für die Mountain Bike Trails hier in Florida bezeichnen. Mangels natürlichen Erhebungen gibt es keine nennenswerten Aufstiege oder Abfahrten und doch kamen auf jeder Runde 60 Höhenmeter zustande, weil jede Grube resp. jeder Stein auf dem Areal zu durch- resp. überfahren war. Die Trails und so auch die Rennstrecke zeichnen sich durch unglaublich viele Richtungsänderungen aus. In der Tat geht es fast nie einmal für ein paar Meter geradeaus und meistens sind in den Kurven sehr enge Radien zu fahren. Oft hat es sogar Steilwandkurven oder es sind Wurzelstöcke oder künstliche Hindernisse zu überwältigen. So wird die ganze Fahrt zu einem permanenten, kräfteraubenden Stop & Go und als Folge zu einer einzigen, aber durchaus spassigen Konzentrationsübung. Den Trailbauern ging es wohl auch darum, auf kleinstem Raum möglichst viele Trail-Kilometer anzulegen. Langeweile kam bestimmt nie auf und überhaupt war es einfach ein grosser Spass, mit vielen Gleichgesinnten über die Trails zu fliegen resp. zu „rumpeln“.

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Ausfahren nach dem Rennen mit Livio - auch ein grosser Spass!

Ausfahren nach dem Rennen mit Livio – auch ein grosser Spass!

Auch Fabio war mit viel Eifer mit dabei

Auch Fabio war mit viel Eifer mit dabei